Nach den Worten von Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), bleiben für die Krisenbewältigung in der Eurozone kaum noch drei Monate Zeit. Damit beruft sie sich auf eine Aussage des Investors George Soros. Neben solchen düsteren Zukunftsaussichten plädierte sie jedoch auch dafür, die Sparmaßnahmen für Griechenland zu lockern: „Das Haushaltsdefizit muss schrittweise, stetig reduziert werden. Es muss nicht dieses Gürtel-enger-Schnallen sein, über das alle reden, aber es muss solide sein.“ Kurioserweise trifft sie diese Aussage wenige Tage vor einer erneuten Wahl in Griechenland.
Griechenland steht vor der Staatspleite
Welche Befürchtungen könnten möglicherweise dahinter stecken? Anfang Mai erhielten in Griechenland Parteien viel Sympathie, die sich gegen eine Fortsetzung des Sparkurses ausgesprochen hatten. Sollte als Folge dessen eine Regierungsneubildung scheitern, wird ein zweites Mal gewählt werden müssen. Internationale Geldgeber befürchten einen Sieg der Linksparteien. Das Bündnis „Syriza“ will die Sparvereinbarungen kündigen. Würde dieser Fall eintreten, erhält Griechenland keine Hilfszahlungen mehr und die Staatspleite ist komplett.
Unabsehbare Folgen für die Euro-Zone
Daraufhin könnte Griechenland gezwungen sein, die Eurozone zu verlassen, mit unabsehbaren Folgen für den Euro. Auch der US-Ökonom Nouriel Roubini warnt davor, Hilfeleistungen einzustellen: „Wer den Griechen den Stecker zieht, provoziert den totalen Zusammenbruch der Eurozone.“ Wenn Griechenland dem Euro den Rücken kehrt, würden sich viele Investoren von Griechenland abwenden und lieber in Spanien, Italien und Portugal investieren. Deshalb müsse Griechenland in der Eurozone gehalten werden oder zumindest ein geregelter Ausstieg möglich sein. Das ist auch der Grund, warum Spanien deutlich weniger strenge Auflagen als Griechenland bekommen hat.