Zum Inhalt springen

Professor Hankel: Der Euro ist ein deutscher Selbstbetrug

Die seit zwei Jahren akut schwelende Eurokrise beschäftigt inzwischen auch das oberste deutsche Gericht. Einer der bekanntesten deutschen Euro-Gegner ist Professor Wilhelm Hankel. Schon vor der Euro-Einführung wies er auf die hohen Risiken des Euros für Deutschland hin. In einem Interview mit www.spar24.de erklärt Hankel, warum der Euro ein deutscher Selbstbetrug ist, weshalb die deutschen Sparer und Verbraucher durch den Euro alles verlieren werden und warum die D-Mark die bessere Lösung für Deutschland ist. Professor Hankel ist Herausgeber einiger kritischer Bücher zum Euro, die man auf der Seite www.dr-hankel.de erwerben kann.

 
 
 

Spar24.de im Interview mit dem Euro-Gegner Prof. Dr. Wilhelm Hankel

Spar24.de: Guten Tag Professor Doktor Hankel. Wir freuen uns, dass Sie sich bereit erklärt haben ein Interview mit uns zu führen, um Sparer und Verbraucher in Deutschland vor den Risiken des Euro aufzuklären.

Prof. Dr. Hankel: Guten Tag. Ihre Interviewfragen werde ich sehr gern beantworten, da es besonders für Verbraucher und Sparer wichtig ist zu wissen, welche Gefahren sich im Euro verstecken.

Spar24.de: Musste die D-Mark als Tribut zur Wiedervereinigung beider deutscher Staaten für den Euro weichen?

Prof. Dr. Hankel: Das lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Es hat Stimmen in Frankreich gegeben, die die Vermutung nahe legen, dass Deutschland für die Wiedervereinigung die D-Mark aufgeben müsse. Die D-Mark wurde als Bedrohung für andere Währungen angesehen. Klarheit wird man erst bekommen, wenn man Einblick in den Unterlagen hat, die  in den Archiven lagern.

Spar24.de: Welche grundlegenden Konstruktionsfehler wurden bei der Einführung des Euro gemacht?

Prof. Dr. Hankel: Es kann bei unterschiedlichen Wirtschaftsleistungen in den Euroländern niemals eine Gleichheit des Zinses und unveränderliche Wechselkurse geben. Zins und Wechselkurs sind Preise für den Erwerb und Umtausch von Geld. Sie müssen stimmen. Sonst funktioniert die Marktwirtschaft nicht. Leistungsschwache Länder müssen höhere Zinsen zahlen als Leistungsstarke Länder und die Währung abwerten können. Diese Regel wird durch den Euro verletzt. Währungen spiegeln die Wirtschaftskraft eines Landes wider. Der Euro hat dieses Bild verzerrt. Er hat die schwachen Länder in ein Korsett gezwungen, das ihnen jetzt die Luft abschnürt.

Spar24.de: Ist es nicht ein Märchen, dass der Euro gut für die deutsche Exportwirtschaft ist?

Prof. Dr. Hankel: Es ist nicht nur ein Märchen, sondern ein deutscher Selbstbetrug. Die deutsche Exportwirtschaft verkauft durch den Euro ihre Waren im Ausland unter Wert. Die Zahlen aus den Leistungsbilanzen belegen das. Auch vor der Euro-Einführung hatte Deutschland mit der D-Mark beachtliche Exporterfolge auf dem Weltmarkt. Gute Exportgeschäfte kann man auf langer Sicht nur mit einer guten Währung erzielen. Dazu kommt, dass durch eine stabile Währung jedes Land attraktiver wird für Investitionen aus dem Ausland, was wiederum Arbeitsplätze und Wohlstand schafft. Die deutsche Exportindustrie ist komplett von Rohstoffimporten abhängig. Eine steigende und stabile Währung verbilligt die Rohstoffimporte und damit die Einkaufskosten der Exportfirmen. Und wie sagt schon die alte Kaufmannsregel: Im Einkauf liegt der Gewinn. Außerdem ist eine stabile und stetig steigende Währung, wie die D-Mark eine war, ein nicht zu vernachlässigendes Konjunktur- und Innovationsprogramm für die Betriebe. Denn ständig müssen neue Produkte und Innovationen entwickelt oder Produktionsprozesse optimiert werden, um am Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein.

Spar24.de: Warum steht die Industrie gespalten den Rettungsmaßnahmen des Euros gegenüber?

Prof. Dr. Hankel: Der Euro nutzt nur den Großfirmen. Deswegen verteidigt der BDI auch die Rettungsmaßnahmen so vehement. Die kleinen und mittelständischen Betriebe haben nichts vom Euro. Da sie sich nicht so einfach am Kapitalmarkt refinanzieren können wie Großfirmen, sind sie auf Bankfinanzierungen angewiesen. Die Banken geben die Verbilligung der Zinsen, die es seit der Eurokrise gibt, nicht an die kleinen Firmen weiter. Da diese ihr Hauptgeschäft im Inland haben, leiden sie unter der Konsumflaute. Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Hier entstehen die meisten Arbeits- und Ausbildungsplätze und Innovationen in Deutschland. Durch den Euro und die Rettungsmaßnahmen wurde und wird für die mittelständischen Firmen das Leben und Überleben immer schwerer.

Spar24.de: Sollte für die Zustimmung zum ESM nicht eine Volksbefragung durchgeführt werden?

Prof. Dr. Hankel: Eine solche Volksbefragung halten meine Mitstreiter und ich für zwingend. Sie ist auch indirekt Gegenstand unserer jetzigen Klage vor dem Bundesverfassungsgericht. Durch den ESM würde Deutschland seine Budgethoheit aushöhlen und damit nicht mehr Herr über seine öffentlichen Finanzen sein. Die Steuergelder der Deutschen würden nicht mehr vom deutschen Parlament, sondern einer anonymen Bürokratie in Brüssel verwaltet werden. Unser Grundgesetz würde Makulatur. Deutschlands Leistungen, Haftungs- und  Einzahlungsquoten für die sogenannten Euro-Rettungsfonds sind nicht eindeutig zu bestimmen und können sogar beliebig ausgeweitet werden. Das ist wie bei einer GbR: 5 Leute nehmen gemeinsam einen Kredit auf, um ein Haus zu bauen. Wenn 4 davon nicht mehr zahlen können, muss der wirtschaftlich Stärkste die Schulden zurückzahlen. In diesem Fall ist es Deutschland.

Aufruf der Verbraucher: Stoppt den Eurowahnsinn!

Spar24.de: Welche gravierenden Auswirkungen würde der ESM auf die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft haben?

Prof. Dr. Hankel: Es besteht die große Gefahr, dass die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und der der Steuerzahler, Sparer und Verbraucher überstrapaziert wird. Die Auswirkungen können nur negativ sein, da es zu einem Nebeneinander von inflatorischer Ansteckung und Fortgang der Krise kommen würde: einer „Stagflation“. Dadurch würde Kapital aus Deutschland abfließen, in andere Währungsgebiete und „tote“ Asset-Klassen, die keinen Nutzen für die Volkswirtschaft haben. Gold nützt keiner Wirtschaft, da dadurch weder Innovation noch neue Produktentwicklungen finanziert werden. Deutschland hat in den letzten 100 Jahren zwei verheerende Inflationen erlebt; die Inflationsgefahr bei gleichzeitiger Stagnation wird durch eine ESM–Ratifizierung um ein Vielfaches gesteigert.

Spar24.de: Welche Konsequenzen würde eine ESM-Unterzeichnung für Verbraucher und Sparer in Deutschland haben?

Prof. Dr. Hankel: Durch eine Unterzeichnung des ESM besteht wie bereits erwähnt die Gefahr einer Stagflation. Die Sparer würden durch die Inflation Ihre Ersparnisse verlieren. Das würde zu verstärkter Kapitalflucht aus Deutschland in andere Währungsgebiete führen oder in volkswirtschaftlich nutzlose Geld-Anlagen, wie beispielsweise Gold. Das fehlende Kapital kann nicht durch Geld ersetzt werden und würde der deutschen Volkswirtschaft fehlen. Außerdem wächst die Gefahr der Steuererhöhungen, beispielsweise durch Erhöhung der Mehrwertsteuer. Die Verbraucher müssten für ihre Konsumgüter mehr ausgeben. Die Verlierer des ESM wären Steuerzahler, Sparer und Verbraucher. Durch den ESM droht der Mittelschicht und den Rentnern in Deutschland die Verarmung. Soziale Spannungen und das Erstarken von extremistischen Parteien und Gruppierungen ist dann nicht auszuschließen. Deutschland würde am meisten geholfen, wenn es zu der D-Mark zurückkehren würde

Spar24.de: Welche Maßnahmen wären denn tatsächlich konstruktiv, ohne dass Deutschland der Zahlmeister für Europa wird?

Prof. Dr. Hankel: Es gibt nur eine Lösung: Auflösung der Euro-Union und Rückkehr der Euro-Länder zu ihren eigenen Währungen. Die Krisenländer könnten ihre Währungen abwerten und damit wieder mehr für ihre Wettbewerbsfähigkeit tun. Stark-Währungsländer wie Deutschland könnten so ihre „terms of trade“ verbessern. Einwohner und Firmen der Aufwertungsländer bekämen für ihre Exporte einen höheren Gegenwert in Waren oder Geld. Der billigere Import von Waren und Dienstleistungen würde für eine starke Preisbremse im Inland sorgen, was wiederum zu höheren Realeinkommen der gesamten Bevölkerung führen würde. Es wäre, wie der frühere Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller sagte „eine Sozialdividende für das deutsche Volk“.

Spar24.de: Haben Sie die Hoffnung, dass das Bundesverfassungsgericht den Klagen gegen den ESM im September 2012 zustimmt?

Prof. Dr. Hankel: Ja. Die  Richter in Karlsruhe werden nicht umhin können, unseren Anträgen wenigstens in Teilen stattzugeben. Das jetzige ESM-Vertragsdokument ist zu lückenhaft und kann so nicht verabschiedet werden. Zu viele Punkte bleiben ungeklärt. In seiner jetzigen Form verstößt der ESM  gegen die Verfassung, da er dem Bundestag die alleinige Budget-Hoheit nimmt. Das ist mit unserer Verfassung unvereinbar. Der ESM weist rechtlich so viele handwerkliche Fehler auf, dass es sehr ungewöhnlich wäre, wenn die Verfassungsrichter ihn so genehmigen würden. Der Vertrag wurde offensichtlich mit einer heißen Nadel gestrickt und sollte möglichst schnell durch die Legislative gebracht werden, damit niemanden auffällt welche handwerklichen Fehler hier gemacht wurden.

Spar24.de: Welche Chancen ergeben sich, wenn Deutschland die D-Mark wieder einführen würde?

Prof. Dr. Hankel: Es würde eine „Freudenhausse“ geben – in der Bevölkerung, aber auch in der deutschen Wirtschaft. Die Parolen, dass die Exportindustrie zusammen brechen würde, sind Lobbyisten-Geschwätz und müssen zurückgewiesen werden. Deutschland würde ein zweites Wirtschaftswunder erleben, wenn die D-Mark wieder eingeführt würde. Die Kapitalzuflüsse nach Deutschland würden für mehr Investition und Innovation sorgen. Die Inflationsrate würde zurückgehen und die deutschen Sparer und Verbraucher hätten wieder ein höheres Realeinkommen. Dies würde vor allem dem deutschen Mittelstand helfen, denn der Konsum in Deutschland würde anspringen. Das alles würde die deutsche Wettbewerbsfähigkeit signifikant erhöhen. Das Argument, dass Europa scheitert, wenn der Euro scheitert, ist eine Lüge für Dumme. Es gab in Europa noch nie so viel Wohlstand und eine friedliche Koexistenz der Länder wie in den Jahren zwischen 1945 und 2002. Es war das sozialste Europa in der Geschichte des Alten Kontinents. Dass der Bruch der Eurozone kommen wird, dessen bin ich mir sicher. Die Frage ist nur, wer wann austritt: die alten Weichwährungsländer wie Griechenland oder Spanien oder die starken, wie Deutschland, die Niederlande, Finnland oder Österreich. Eines ist sicher: Je schneller dieser Schritt erfolgt, desto besser ist es für Wohlstand und Frieden in Europa.

Herr Professor Hankel, wir danken Ihnen für das Interview und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg in Ihrem Kampf gegen den Eurowahnsinn! Natürlich wünschen wir Ihnen auch persönlich alle Gute und vor allem Gesundheit!

Das Interview führte: Norman Mudring, Geschäftsführer www.spar24.de

Aufruf der Verbraucher: Stoppt den Eurowahnsinn!