Immer mehr Kunden in der Privaten Krankenversicherung (PKV) haben Schwierigkeiten ihre Beiträge zu bezahlen. Ende letzten Jahres waren ca. 115 000 Menschen in einem Notlagentarif versichert, den alle Unternehmen anbieten müssen. Das sind 22,5 Prozent mehr als 2013. Demnach landen immer mehr Versicherte in den sogenannten Sozialtarifen und Kunden müssen mit weiter steigenden Beiträgen rechnen.
Der Notlagentarif wurde per Gesetz im August 2013 eingeführt. In diesen Tarif wechseln privat voll versicherte Kunden automatisch, wenn diese ihre Beiträge trotz zweifacher Mahnung nicht beglichen haben. Bevor dieser Tarif eingeführt wurde, hatten solche Versicherte schnell hohe Beitragsschulden angesammelt und kaum Aussicht, sie jemals abzubauen. Die Hoffnungen der Branche, dass sich dieser Tarif nur als ein vorübergehendes Phänomen entpuppen sollte und kaum in Anspruch genommen werde, scheinen sich damit nicht zu erfüllen. Das alles ist nicht gut für die Private Krankenversicherung, denn ihr Geschäftsmodell ist auf eine so hohe Zahl von Versicherten, die in finanziellen Schwierigkeiten sind, nicht ausgelegt.
Beitragssteigerungen sind die Folge
Man sehe jedoch in dieser Entwicklung keinen anhaltenden Trend, sondern die Auswirkung einzelner Effekte, so Uwe Laue, Vorsitzender des Verbandes der Privaten Krankenversicherungen. Das sieht er darin erklärt, dass die meisten PKV-Unternehmen die Billigtarife vom Markt nahmen. Ebenso erschwert der stetige Anstieg der Versicherungspflichtgrenze Angestellten den Wechsel von der gesetzlichen Krankenkasse in die Private. Dennoch, so betonte Laue, darf die Branche bei dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen. „Wir müssen am System arbeiten“, sagte er auf der PKV-Jahrestagung.
Zusätzlich müssen sich die Versicherer auch mit den Effekten der Niedrigzinsphase auseinander setzen. Nach einigen Jahren moderater Preisanpassungen werden diese dazu beitragen, dass viele Anbieter ihren Versicherten bis Ende 2016 mit sehr hohen Prämienerhöhungen konfrontieren werden. Das wiederum könnte im nächsten Bundestagswahlkampf zu heftiger Kritik in der Öffentlichkeit und der Politik führen. Ständige und hohe Beitragssteigerungen bestätigen die Anhänger einer Bürgerversicherung, die langfristig das Ende der PKV in ihrer heutigen Form bedeuten würde.