Zuerst warnte Umweltminister Peter Altmaier vor den sozialen Folgen der ständig steigenden Strompreise. Nach ihm rückte Wirtschaftminister Philipp Rösler ebenfalls vom schnellen Umsetzen der Energiewende ab. Lorenz Jarass, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule RheinMain, und Gustav Obermair setzen sich ebenfalls mit der Kostenexplosion im Netzausbau auseinander. Die Wissenschaftler warnen vor hohen Stromkosten und halten diese zumindest teilweise für vermeidbar. „Welchen Netzumbau erfordert die Energiewende?“ heißt die neue Publikation von Prof. Lorenz Jarass.
Kostengünstigerer Netzausbau
Zu den interessantesten Fragen, die er in diesem Buch stellt und zugleich auch beantwortet, gehören Alternativen zu neuen Stromleitungen. Auch greift er das Problem der Hochspannungsleitungen auf und favorisiert dagegen Erdkabel. Provokatorisch fragt er danach, wer die viele Erneuerbare Energie überhaupt verbraucht werden soll. Denn bereits Ende 2011 hätte es bereits Situationen gegeben, in denen die Stromerzeugung durch Erneuerbare Energien voll abgedeckt werden konnte. Wohin also dann mit dem überflüssigen Strom? Er zeigt auf, dass der Netzumbau durchaus wesentlich kostengünstiger durchgeführt werden könnte als zur Zeit geplant. Die geschätzten Kosten in Höhe von 20 Milliarden Euro bis 2022 würden die Verbraucher über Gebühr belasten.
Wirtschaftlich zumutbare Kosten
Jarass und Obermair beziehen sich auf das Energiewirtschaftsgesetz. In diesem heißt es, dass die Netze nur so stark ausgebaut werden, wie es „wirtschaftlich zumutbar“ sei. Auch hätte es wenig Sinn, wenn zu jeder Stunde alle erzeugte Energie sofort in das Netz eingespeist werde. Das könne zu Überkapazitäten führen. Jarass verweist auf bestehende Hochspannungsleitungen, die sich viel effizienter mit einer größeren Kapazität hoch rüsten ließen, statt neue Leitungen, vielleicht sogar parallel zu den alten, zu bauen. Dass das gesamte Stromversorgungssystem neu strukturiert und technisch umgebaut werden müsse, sei als Teil der Energiewende erforderlich. Zuerst jedoch sollte das vorhandene Stromnetz optimiert, dann verstärkt und schließlich erweitert werden.
Stoppt den Eurowahnsinn: