Bis vor 2 Jahren galten Staatsanleihen noch als eine langweilige und sichere Geldanlage. Das hat sich seit Ausbruch der Eurokrise 2010 aber schlagartig geändert. Plötzlich gelten Staatsanleihen nicht mehr so sichere und risikoarme Geldanlage. Deshalb ist es für Verbraucher und Sparer wichtig zu wissen, was man bei einem Investment in Staatsanleihen beachten muss.
Staatsanleihen sind im Grunde genommen nichts anderes als verbriefte Kredite des jeweiligen Emittenten, also des Staates. Kaufen Sie eine Staatsanleihe, leihen Sie dem Staat für eine bestimmte Zeit Geld. Dafür erhalten Sie vom Staat im Regelfall eine Verzinsung. Wie alle Anleihen werden Staatsanleihen nicht in Euro notiert, sondern in Prozent vom Nennwert. Wenn Sie also in eine Anleihe 10.000 Euro investieren wollen und der Kurs steht bei 95 Prozent, müssen sie 9500 Euro für das Investment bezahlen. Die Verzinsung erfolgt aber auf die vollen 10.000 Euro. Liegt der Zins (Coupon) bei 5 Prozent p.a. erhalten Sie also 500 Euro Zinsen im Jahr. Damit liegt die wirkliche Verzinsung, auch Rendite genannt, natürlich höher da Sie in die Anleihe ja nur 9500 Euro investiert haben. Am Ende der Laufzeit werden Anleihen meist zum Nennwert zurückgezahlt. Durch die Eurokrise ist aber deutlich geworden, dass dies kein festzementiertes Gesetz ist.
Wenn man also Staatsanleihen kaufen will, gilt es einiges zu beachten, um mit diesem Investment keinen Schiffbruch zu erleiden. In dem folgenden Ratgeber zeigen wir Ihnen, wo sie Staatsanleihen kaufen können und was zu beachten ist, um möglichst keine Verluste zu erleiden.
1. Staatsanleihen kaufen: Aber wo?
Am besten kann man Staatsanleihen an einer ordentlichen Wertpapierbörse wie beispielsweise die Börse Frankfurt oder Stuttgart kaufen. Im Regelfall hat jede Anleihe einen Börsenmakler, der dafür zuständig ist das ein ordnungsgemäßer und fairer Handel stattfindet. Der Makler stellt jederzeit oder auf Anfrage einen Geldkurs und einen Briefkurs für die jeweilige Anleihe. Der Geldkurs ist der Kurs zu dem der Anleger verkaufen kann, beziehungsweise der Makler kauft und der Briefkurs ist der Kurs zu dem der Anleger kaufen kann und der Makler verkauft. Der Abstand dazwischen nennt sich Spread.
2. Wer hilft mir beim Kauf?
Grundsätzlich kann jede Bank, die an der jeweiligen Wertpapierbörse zugelassen ist, die Staatsanleihe im Namen des Anlegers kaufen. Dafür erhält die Bank eine Provision, die der Anleger bezahlen muss. Die Bank übernimmt dann auch die Verbuchung der Wertpapiere in das Depot des Anlegers und kümmert sich um die ordnungsgemäße Gutschrift der Zinserträge.
3. Wie kann ich erkennen welchen Zins ich bekomme?
Die Höhe der Zinsen wird im Namen der Anleihe angegeben. Jede Anleihe hat einen Namen und eine sogenannte Wertpapierkennnummer (WKN). Die Wertpapierkennnummer besteht meist aus einem 6-8 stelligem Zahlencode und dient zur leichteren Abwicklung der Transaktionen. Der Name der Staatsanleihe enthält den Namen des Emittenten z.B. Bundesrepublik Deutschland, das Ende der Laufzeit und den Coupon.
Trägt die Staatanleihe den Namen: 4,2500 Bundesanleihe v. 03/14 fällig 04.01.2014 bedeutet das die Anleihe zahlt einen Zins von 4,25 Prozent im Jahr. Die Emittentin ist die Bundesrepublik Deutschland und die Anleihe wird am 4. Januar 2014 zurückgezahlt.
4. Was ist die Rendite?
Die Rendite einer Anleihe gibt an welche Verzinsung man wirklich für eine Geldanlage in Anleihen erhält. In die Berechnung der Rendite fließen ein: Kaufkurs, restliche Laufzeit der Anleihe, Coupon und Stückzinsen. Kaufen Sie eine Staatsanleihe beispielsweise ein halbes Jahr vor dem nächsten Zinstermin, müssen Sie dem Verkäufer die anteiligen Zinsen für das vergangene Jahr als Stückzinsen auszahlen. Die Rendite ist die wichtigste Kennzahl die es für eine Anleihe gibt. Anleihen die als sicher gelten werden im Regelfall eine niedrigere Rendite als der Coupon aufweisen. Anleihen die unsicher sind, haben meist eine höhere Rendite als der Coupon. Um die Renditen für Staatsanleihen zu vergleichen, können sie unseren Renditevergleich für die wichtigsten Staatsanleihen nutzen.
5. Was ist das Rating?
Auf der Welt gibt es drei große Ratingagenturen, die die Ausfallwahrscheinlichkeiten von Krediten und Anleihen berechnen. Diese Agenturen sind Standard & Poors, Moodys und Fitch. Diese Agenturen vergeben den einzelnen Emittenten, als auch den Ländern, sogenannte Ratingstufen. Meist werden diese Ratings mit Buchstaben vergeben. Ein Rating mit der Buchstabenkombination AAA bedeutet, dass es sich hier um eine sehr sichere Geldanlage mit sehr geringer Ausfallwahrscheinlichkeit handelt. Ein Rating von CCC wiederum heißt: Diese Anleihe ist sehr gefährlich und könnte ausfallen, was ein Totalverlust des Anlegers zur Folge haben könnte. Im Zuge der Eurokrise sind die großen Ratingagenturen zunehmend in die Kritik geraten, weil sie die Rating von Ländern die in Schwierigkeiten geraten sind immer weiter abgestuft haben. Die Regierungen werfen den Ratingagenturen vor, dass sie die Lage damit noch verschlimmert haben.
Fazit: Die Geldanlage in Staatsanleihen ist längst nicht so sicher und einfach und risikoarm wie es bisher suggeriert wurde. Die Eurokrise hat gezeigt, dass Anleger von Staatsanleihen auch hohe Verluste von bis zu 70 Prozent des eingesetzten Kapitals erleiden können. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Kennzahlen von Staatsanleihen zu kennen. Insbesondere die Bedeutung von Rendite und Ratings spielen hier eine Rolle. Achten Sie deshalb genau auf die Ratings der verschiedenen Emittenten und vor allen auch auf die Renditen die Sie mit Staatsanleihen erwirtschaften können. Dabei gilt: Je höher die Rendite, desto risikoreicher ist die Geldanlage.
Stoppt den Eurowahnsinn: